Chronik

Nach dem 2. Weltkrieg war von 1945 bis 1949 Dr. Bodo Creydt, Harste, als Waffenverwalter der Permitwaffen eingesetzt und verwaltete als unbescholtener Jäger 6 Waffen zur Wildschadenabwehr, die ebenfalls an andere nicht belastete Jäger ausgegeben werden durften. In diesen Jahren konnte die Jagd in bescheidenem Umfang dank der großzügigen und guten Kontakte zu den beiden Verbindungsoffizieren der Besatzungsmächte ausgeübt werden. Auf Seiten der Engländer war es  General Kenchington und bei den Franzosen Major Vingeron, die ein sehr gutes Verhältnis zu den deutschen Jägern hatten. Der Umgang mit Waffen war in dieser Zeit ein sehr großes Problem. Dann kam das Jahr 1950 und man atmete wieder frei und aus den Hörnern erklang das Signal; „Sammeln der Jägerei“! Die Wiedergeburt der Kreisgruppe Göttingen im LJV Niedersachsen wurde in der Aula der Mädchenoberschule im Friedländer Weg in Göttingen im Jahr 1950 vollzogen. Es wurden erstmalig Wahlen durchgeführt und ein Vorsitzender gewählt. 

Das war Ernst August (Just) Ruhstrat, der es bis zum Jahre 1959 blieb. Er erbaute das „Jägerhaus am Kehr“ und ist uns bis heute in guter Erinnerung geblieben.

Dieses Jägerhaus, Grundsteinlegung am 21.10.1953, dass durch verkaufte Bausteine an die Jäger mitfinanziert wurde, war ein Kleinod. Es sei noch erwähnt, dass die zur Verfügung stehenden Geldmittel von rund 20.000,-DM sich aus Rückzahlung von Amnestiegeldern der Stadt (3.000,-DM), eines  Zuschusses des Landesjagdverbandes (4.000,-DM) und Spenden (13.000,-DM) zusammensetzten. Nur ein Schießstand mit einem Aufenthaltsraum ohne Schankerlaubnis war der Anfang.

Dem ersten Vorstand der Jägerschaft gehörten außer E.A. Ruhstrat als Vorsitzenden und KJM noch folgende Herren an: Leopold Smend als Stellvertreter, Werner Voß als Schriftführer, Gustav Leifheit als Schatzmeister, Dr. Bernhard Scholz als Flüchtlingsvertreter, Dr. Albrecht Wagenhoff als Vertreter der Forstbeamten und Heinrich von Werder für das Hundewesen.

Der erste Vorstand des „Verein Jägerhaus am Kehr e.V.“ setzte sich wie folgt zusammen:  Hermann Bartels als Vorsitzender, E.A. Ruhstrat als Stellvertreter, Willi Günther als Schriftführer, Gustav Leifheit als Schatzmeister, Walter Scholz als Verwalter der gärtnerischen Anlagen, Hans Sönsken und Walter Hüsing als Verantwortliche für das Schießwesen, Otto Röder für die baulichen Anlagen und Dr. Bernhard Scholz zuständig für Hundezwinger und Schliefenanlage. Man sah daran, dass viele mit ihrem Hund zu Fuß kamen und diesen beim Schießen auch versorgt wissen wollten.

Die weiteren Vorsitzenden waren von 1963 bis 1967 Hermann Pape und von 1967 bis 1973 Hans Sartorius. Walter Reimert war 24 Jahre –  von 1973 bis 1997 – Vorsitzender des Jägerhauses. Ab 1997 bis 2003 waren Dr. Dieter Hildebrandt und von 2003 bis 2007 Karl-Heinz Junge Vorsitzende des „Verein Jägerhaus am Kehr e.V.“, seit 2007 war dies Lothar Hake. Auf der Jahreshauptversammlung 2009 wurde „Verein Jägerhaus am Kehr“ in die „Jägerschaft Göttingen e.V.“ durch Fusion überführt.

Eine Reihe von Jägern aus den ersten Jahren der Kreisgruppe Göttingen sind vielen heutigen Jägerschaftsmitgliedern noch gut bekannt, obwohl sie schon lange verstorben sind. Um nur einige zu nennen, außer denen, die in dieser Chronik vorkommen: Augusto Agnoli, Arnold Eisenacher sen., Emil Flebbe, Gerd Krätzschmar, August Hüsing, Dr. Günther Koltze, Barthold Levin, Friedrich Raulf, Hans Sartorius, Dr. Wagner, Waldemar Voß und Prof. Schermer.

Nachfolger von E. A. Ruhstrat als Vorsitzender der Kreisgruppe  wurde Dr. Rudolf Schröder, der dieses Amt bis zum Jahr 1963 inne hatte. Rudi Schröder war ein Original, selbst beim Wurftaubenschießen nahm er die Zigarre nicht aus dem Mund und mit 90 Jahren schoß er noch eine Dublette auf Sauen. Darauf bekam er den Ehrennamen „Jäger 90“. Ob er als Zahnarzt beim Zähneziehen die Zigarre ausgehen ließ, ist nicht bekannt, aber dass er sie am brennen hielt, ist gut möglich. Herr Rudolf Schröder war auch der erste und einzige Kreisjägermeister der nur für die Stadt Göttingen zuständig war. Er trat aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Im Jahr 1963 folgte ihm Curt Hillebrecht, ein sehr engagierter Vorsitzender, Jägerbälle mit den Bückeburger Jägern waren ein besonderes Ereignis. Im Jahr 1967 wurde wieder gewählt. Einer meldete sich freiwillig, ein anderer wäre es gerne geworden und der Dritte wurde gewählt, es war Dr. Bernhard Scholz, Tierarzt, ein gebürtiger Schlesier, ein Mann mit großer Lebenserfahrung und jagdlichem Sachverstand. Dieses Amt bekleidete er bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahr 1973. Im Jahr 1973 baute die Jägerschaft  einen Wurfscheibenschießstand „Am Kerstlingeröder Feld“. Dieser Stand wurde mit viel Eigenleistungen und Materiallieferungen erstellt.  Leider ist er heute nicht mehr in Betrieb.

Nach der Gebiets- und Verwaltungsreform, Dr. Scholz wohnte nun nicht mehr im Kreisgebiet Göttingen,  wurde Heinz Jonas Jägerschaftsvorsitzender und hat die längste Amtszeit in der Jägerschaft aufzuweisen, nämlich 19 Jahre. Eine fast gleich lange Amtszeit waltete als Schriftführer Heinz Trinks, der nach dem Tode von Ewald Fahlbusch dieses Amt übernahm. Diese beiden knorrigen Jäger bildeten ein unzertrennliches und eingespieltes Gespann. Heinz Jonas bekleidete in der Jägerschaft sehr viele Ehrenämter. Seit 1965 war er Jungjägerausbilder und dieses 27 Jahre lang, Hundeobmann war er von 1967 bis 1973.

Ein sehr gutes Verhältnis hatte er auch zu Presse und Bundeswehr. Seine Pflanzmaßnahmen und Hegebuschaktionen wurden wiederholt durch die Presse dargestellt. H. Jonas war auch Mitglied im Jagdbeirat und Mitbegründer des Göttinger Bläser-Corps. Auch war er von 1990 – 1996 stellvertretender Kreisjägermeister. Im Jahr 1978 wurde unter seiner Leitung ein Anbau am Jägerhaus am Kehr vorgenommen und 1984 auch noch ein Kellerraum erstellt, so dass heute Räume für Restaurationszwecke einer gut gehenden Gaststätte vorhanden sind.

Diese Verdienste wurden dadurch gewürdigt, dass die Jägerschaft Heinz Jonas zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannte. Eine noch längere Amtszeit im Vorstand der Jägerschaft hatte der Schatzmeister Hugo Donder aufzuweisen. Er war 38 Jahre Schatzmeister der Jägerschaft Göttingen und hat während seiner Amtszeit mit 7 Jägerschaftsvorsitzenden gedeihlich zusammengearbeitet. Im Jahr 1999 trat er aus Altersgründen zurück. Im November 1985 wurde der neue Kugelschießstand im Beisein des damaligen LJS-Präsidenten Freiherr von Stietencron und des Oberkreisdirektors Dr. Engelhardt eingeweiht. Zu dieser Zeit war Helmut Schinkel Schießobmann und zwar von 1970 bis 1992. Eine Chronik wäre nicht vollständig, wenn der Name Arnold Eisenacher jun. unerwähnt bliebe. Von November 1976 bis November 1981 hatte er das Amt des stellvertetenden Kreisjägermeisters inne. 

Danach war er bis Oktober 1986 Kreisjägermeister und ab November 1986 hat er das Amt des besonderen Vertreters des KJM Gerlach ausgeübt. Außerdem gehörte er während dieser Zeit dem Jagdbeirat an und hat auch in vielen anderen Ämtern der Jägerschaft an exponierter Stelle seinen Mann gestanden. 1992 wurde für eine Wahlperiode Olaf Bruns als Jägerschaftsvorsitzender gewählt. 

Von 1996 bis 2007 war Lothar Hake 1. Vorsitzender der Jägerschaft. Für seine großen Verdienste wurde Lothar Hake zum Ehrenvorsitzenden der Jägerschaft Göttingen ernannt. Er ist der Vater und Hauptinitiator für den Bau der Schießanlage mit Schießkino, dem Ladengeschäft und den Seminarräumen in der Siekhöhenalle 3. Hier  – hinter dem Postverteilzentrum – wurde durch viel Engagement und Eigenleistungen sowie durch große Unterstützung von Sponsoren ein neuer eingehauster Schießstand gebaut. Fünf Hundertmeterbahnen, laufender Keiler, bke-Schießkino und Kurzwaffenstand – alles Multi-Media – sowie Kipphasen-Anlage sind vorhanden. Zwei Seminarräume für ca. 130 oder 40 Personen stehen ebenfalls für Lehrgänge zur Verfügung. Die Firma M/T- Jagdausrüstung unterhält in den Räumen der Jägerschaft eine Verkaufsfiliale mit angeschlossener Büchsenmachermeisterwerkstatt. Hier können, nur 5 Minuten von der BAB-Abfahrt, die Jäger und Schützen mit dem Kfz vorfahren und alles erledigen was mit Jagd zu tun hat. Waffen reparieren, kaufen und gleich probeschießen, Jagdreisen buchen sowie Jagdfunktionsbekleidung und Zubehör ansehen und erwerben.

Seit 2007 hat nunmehr Dr. Dieter Hildebrandt den Vorsitz in der Jägerschaft übernommen.  Für den Bezirk Braunschweig in der Landesjägerschaft ist er als stellvertretende Bezirksvorsitzender ehrenamtlich tätig.

Bereits seit 50 Jahren werden Jungjäger durch die JS Göttingen ausgebildet. Es werden jährlich bis zu 35 Jungjäger und Jungjägerinnen ausgebildet.

Nicht unerwähnt darf unser Bläser-Corps – gegründet 1966 von Hans Hornig  –  unter der jetzigen Leitung von Ludolf Reßmeyer bleiben, welches bei vielen freudigen und auch traurigen Anlässen immer präsent ist – denn was ist eine Jägerschaft ohne Schießstand und ohne die Bläser – die zur Gemeinschaft beitragen und die Öffentlichkeitsarbeit fördern. 

Die Kreisjägermeister der Jägerschaft Göttingen waren von 1953-1961 Ernst-August Ruhstrat, von 1961- 1973 Dr. Bernhard Scholz, von 1973 – 1981 Heinrich Wentrup, von 1981 – 1986 Arnold Eisenacher, von 1986 – 1991 Werner Gerlach, von 1991 bis 2001 Dr. Fr. Theodor Hruska, von 2002 bis zu seinem Tode Dr. Kuno Priesnitz, von 2004 bis 2012 Ernst-Friedrich Wille, von 2013 bis 2017 Herr Ballhausen und ab 2017 Herr Axel Eichendorff, sein besonderer Vertreter ist Dr. Dieter Hildebrandt.

Die Jägerschaft Göttingen e. V. im Landkreis Göttingen umfasst heute 46 394 ha Jagdfläche,  aufgeteilt in 11 160 ha Wald und 35 234 ha Feld. Die Jägerschaft zählt ca. 570 Mitglieder und 19 Ehrenmitglieder und umfasst die Hegeringe Adelebsen, Bovenden, Gartetal, Göttingen-West, Hasenwinkel, Leinetal und Mackenröder Spitze sowie das Forstamt Reinhausen.